Rheinische Keramik im Hoch- und Spätmittelalter
 

Langerwehe

Langerwehe liegt etwa 20 km östlich von Aachen an einer alten Fernhandelsstraße, die seit dem hohen Mittelalter von Frankfurt am Main über Aachen nach Antwerpen und Brügge führte. Seine Bedeutung erlangte der Ort allein durch die Keramikproduktion, die dank guter Tonvorkommen und der günstigen Verkehrslage schnell überregional gehandelt wurde.

Im 12. Jh. wurde im Bereich von Langerwehe graue Irdenware und rotbemalte gelbe hergestellt. Die Hauptproduktionszeit begann jedoch erst im späten 13. Jh., als steinzeugfähige Tonvorkommen erschlossen wurden.

In den folgenden vier Jahrhunderten wurden dann in großen Mengen vor allem Krüge und Becher aus Steinzeug hergestellt. Oftmals ist der Scherben nicht vollkommen durchgesintert. Die Qualität der Langerweher Stücke blieb deshalb hinter den Siegburgern zurück. Die Produktionspalette umfaßte vor allem Trink- und Schenk-, sowie Vorratsgefäße in schlichten, funktionalen Formen.

Violette Dreifußkanne

Der Scherben ist meist von mittelgrauer Farbe, selten ist er dunkel- bis schwarzgrau. In seltenen Fällen treten Hellgrau oder Sandfarben auf. Die Innenseite ist häufig hellbraun, hellgrau oder mit orangen Schlieren versetzt. Die äußere Oberfläche wurde offenbar immer mit einer Engobe oder Glasur versiegelt. Sie ist meist dunkelbraun oder dunkelviolett. Nicht vollständig gesinterte Gefäße haben aber einen helleren Farbton, so dass die Engobe dann eine hellrot-gelbliche oder bläuliche Nuance zeigt.

Bleiglasierte Tasse (Replik), 14./15. Jh.

Das Formenspektrum der Langerweher Gefäße unterscheidet sich kaum von dem anderer Töpferorte. Lediglich große, geriefte Schüsseln und Tüllenkannen bilden eine eigenständige Sonderform. Berühmt sind dagegen sind die sog. "Aachhörner". Zusammen mit den bekannten Tonflaschen konnten Pilger auf dem Weg zur Heiligtumsfahrt in Aachen die Hörner erwerben. Sie wurden bei der Herzeigung der Reliquien geblasen und anschließend als Andenken mit nach Hause genommen. Sie finden sich deshalb selbst an weit entfernten Orten, z.B. in Greifswald (vgl. Mangelsdorf 1991).

Foto: Andreas Sturm.

Aachhorn (Replik)

Verbreitung

Seit Mitte des 14. Jh. findet sich Langerweher Steinzeug überall in den Niederlanden und im nördlichen Belgien, besonders in Brügge. Gegenüber dem Siegburger Steinzeug konnte es sich offenbar einen kleineren, aber stabilen Marktanteil erobern. Genauso ist die Langerweher Keramik in kleinen Mengen in den norddeutschen Städten nachzuweisen, so in Bremen, Lübeck und Emden.

In Norwegen findet sie sich in allen bedeutenden Küstenstädten, während sie in Dänemark bisher nur selten bei Ausgrabungen nachgewiesen werden konnte. Aus anderen Handelsgebieten liegen bisher keine Funde vor.

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   © Andreas Sturm 2003

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